Führt das EWärmeG zu einem Modernisierungsstau?
Eine 2015 durchgeführte Studie des Bundesverbandes der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) besagt, dass 67 % aller deutschen Wärmeerzeuger nicht effizient arbeiten, sprich nicht auf dem Stand neuerer Technik sind. Lediglich 16 % der knapp 21 Mio. Heizanlagen arbeiten zielführend und 17 % nutzen sogar Erneuerbare Energien und versorgen das zu beheizende Gebäude effektiv mit Wärme. Die Zahlen verdeutlichen, dass ein Anstieg der Modernisierungsmaßnahmen erforderlich ist, um die Klimaziele der Bundesrepublik zu erfüllen. Inwieweit das baden-württembergische Erneuerbare-Wärme-Gesetz seinen Beitrag dazu leistet wird aktuell stark diskutiert.
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Das EWärmeG im Kreuzfeuer des BDH
Nutzungspflichten qua Ordnungsrecht im Bestand im Falle von Bestandssanierungen wirken kontraproduktiv und zementieren den seit Jahren anhaltenden Modernisierungsstau. Das Bundesland Baden-Württemberg ist bei der Heizungsmodernisierung vom bundesweiten Spitzenreiter zum Schlusslicht abgerutscht und lässt damit immense Effizienz- und CO2-Minderungspotentiale ungenutzt.
– BDH-Präsident Manfred Greis | Quelle: presseportal.de
Der BDH ist vom Wärmegesetz aus Baden-Württemberg nicht überzeugt und kritisiert es nach Durchsicht aktueller Zahlen drastisch. Seit 2008 beobachtet der Verband die Modernisierungsentwicklungen des baden-württembergischen Heizungsmarktes im deutschlandweiten Vergleich. Vor der Durchsetzung der Richtlinien und auch vor der Novellierung des Gesetzes konnte ein starker Anstieg der Modernisierungsmaßnahmen verzeichnet werden. Dieses allerdings ohne eine nennenswerte Integration von Erneuerbaren Energien. Diesen Anstieg benennt der BDH allerdings nicht als Erfolg, vielmehr macht er das rationale Verhalten der Bürger bezüglich anstehender Vorschriften verantwortlich. Die jüngsten Zahlen seien nun ein endgültiges Indiz für den Fehlschlag des Gesetzes. Laut einer Hochrechnung für das Jahr 2016 sei der Heizungsmarkt um 14 % im Vergleich zu 2015 gesunken. Damit schneide Baden-Württemberg im Bundesländervergleich sehr schlecht ab. BDH-Präsident Manfred Greis schreibt dieses den Vorschriften zu. Man brauche vielmehr Anreize zur Modernisierung als Gebote und Verbote.
Berechtigte Kritik oder reine Stimmungsmache?
Die Deutsche Auftragsagentur (DAA) hält mit einer Studie dagegen. Die Agentur ist ein in Deutschland führender Anfragevermittler im Heizungssektor und konnte auf Datenbasis von 50.000 vermittelten Heizungsanfragen aus dem vergangenen Jahr den Ergebnissen des BDH die Stirn bieten. Die Auswertung der Anfragen rund um die Neuinstallation, den Austausch sowie die Reparatur und Wartung von Heizungen hat gezeigt, dass Baden-Württemberg noch immer die Spitzenposition im Bundesländervergleich einnimmt. Im Verhältnis zu den ansässigen Einwohnern kann das Land nämlich überdurchschnittlich viele Anfragen aus dem Heizungsbereich verzeichnen. Eine besondere Vorreiterstellung nimmt Baden-Württemberg bezüglich des Einsatzes von Erneuerbaren Energien ein. 38 % aller Anfragen beliefen sich nämlich auf Öko-Heizungen. Hierunter fallen 27 % Erneuerbare Heizsysteme wie Wärmepumpen und Pelletheizungen und 11 % Solarthermie-Unterstützung. Dieses Ergebnis spiegelt auch der baden-württembergische Energiebericht 2016 wieder. Dieser stützt sich auf Daten aus dem Jahr 2014 und zeigt, dass der Einsatz von Erneuerbaren Energien um 0,2 % im Vergleich zum Vorjahr gestiegen ist. Ausschlaggebend für diese positive Entwicklung ist vor allem die Nachfrage nach Solarthermie. So wurden die durch Sonnenenergie angetriebenen Anlagen zu 13,2 % stärker genutzt als 2013.
Das EWärmeG dient dazu, mehr erneuerbare Energien bei der Gebäudeheizung einzusetzen. Das ist ein qualitativer Ansatz, kein quantitativer. Daran muss sich das EWärmeG messen lassen und zwar über einen längeren Zeitraum.
– BW-Umweltminister Franz Untersteller | Quelle: Pressemitteilung des UM
Diese Daten zeigen: So einfach ist das EWärmeG nicht zu kritisieren. Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller äußert sich zu der harschen Kritik des BDH, indem er auf die unzureichende Datenlage verweist. Solange es noch keine ausreichende Evaluation des EWärmeG gäbe, sei alle Kritik vor allem Stimmungsmache. Schließlich ziele das Gesetz auch nicht primär auf einen Anstieg der Modernisierungen an, sondern vielmehr auf die Ausdehnung des Einsatzes von Erneuerbaren Energien. Die Zahlen des DAA zeigen die positive Entwicklung dank der Richtlinien.
Auch wenn die DAA-Studie keinen eindeutigen Zusammenhang zwischen der erhöhten Anzahl an Anfragen nach Erneuerbaren Energien und der Umsetzung des EWärmeG zeige, so sei der Rückschluss hierauf durchaus plausibel. Es lässt sich zumindest daraus entnehmen, dass das Interesse an Erneuerbaren Energien im Heizungsbereich in Baden-Württemberg höher ist als im Rest der Bundesrepublik. Dies entspricht der Zielrichtung des EWärmeG, qualitative Verbesserungen im Heizungsbereich durch den gesteigerten Einsatz erneuerbarer Energien anzustoßen.
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Sicher ist, dass vor allem nach dieser Kritik das Erneuerbare-Wärme-Gesetz mit Adleraugen beobachtet wird. Vor allem die geplante Evaluation der Vorschriften wird sehnlichst erwartet. Diese wurde bereits durch das Umweltministerium in Auftrag gegeben. Ob dieser Evaluationsbericht zu noch mehr Kritik oder vielleicht doch zu einer Nachahmung anderer Bundesländer führt, bleibt nun abzuwarten.
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