CO2-Einsparung dank globaler Gebäudesanierung

Das Erneu­er­ba­re-Wär­me-Gesetz ist ein Allein­stel­lungs­merk­mal Baden-Würt­tem­bergs. Kein ande­res Bun­des­land in Deutsch­land hat bis­her ein Gesetz ver­ab­schie­det, in dem der Ein­satz von Erneu­er­ba­ren Ener­gien zur Wär­me­ge­win­nung bei Bestands­ge­bäu­den im Vor­der­grund steht. Aber nimmt Baden-Würt­tem­berg damit auch eine glo­ba­le Son­der­po­si­ti­on ein? Die­ser Bei­trag befasst sich mit Stra­te­gien ande­rer Län­der, Staa­ten oder Städ­ten, um die CO2-Emis­si­on durch den Gebäu­de­be­stand zu reduzieren.

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Portland City setzt auf Sanierung und Renovierung

Port­land ist eine Stadt im Bun­des­staat Ore­gon, im Nord­wes­ten Ame­ri­kas. Mit der Eta­blie­rung eines Kli­ma­plans 1993 gilt die Stadt als ein Vor­rei­ter in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten. In die­ser Ver­ord­nung wur­de das Ziel erfasst, die CO2-Emis­si­on bis 2050 im Ver­gleich zu 1990 um 80 % zu sen­ken. Bis 2030 soll sie um 41 % redu­ziert wer­den. Die jüngs­ten Erfol­ge wur­den 2014 doku­men­tiert. Bis dahin war der Ver­brauch von Koh­len­di­oxid pro Kopf um 41 % gesun­ken. Der gesam­te Ver­brauch konn­te um 21 % mini­miert wer­den! Ein Ziel des Kli­ma­plans ist es, den tota­len Ener­gie­ver­brauch aller Gebäu­de, die vor 2010 erbaut wur­den, um 25 % zu redu­zie­ren. Hier­für wur­den meh­re­re Maß­nah­men ins Leben geru­fen. So muss der Ener­gie­ver­brauch aller kom­mer­zi­ell genutz­ten Gebäu­de, die eine Flä­che von über 1858 m² besit­zen, bei der Regie­rung ein­ge­reicht wer­den. Außer­dem müs­sen ab 2018 alle Gebäu­de­ei­gen­tü­mer einen Ener­gie­ver­brauchs­plan nach­wei­sen kön­nen, wenn sie ihr Haus zum Ver­kauf anbie­ten. Eine sol­che Rege­lung gibt es in Deutsch­land durch die EnEV bereits seit 2014. Durch die Bereit­stel­lung von Ener­gie-Track­ing-Tools möch­te die Regie­rung den Eigen­tü­mern kom­mer­zi­ell, und nicht-kom­mer­zi­ell genutz­ter Gebäu­de den Ver­brauch vor Augen füh­ren. Außer­dem kann so das Bewusst­sein für den eige­nen Ener­gie­ver­brauch erhöht wer­den. Die Stadt Port­land möch­te dar­über hin­aus Ener­gie­part­ner­schaf­ten ein­ge­hen, um der Bevöl­ke­rung Finan­zie­rungs­hil­fen bei Sanie­run­gen sowie Wei­ter­bil­dun­gen zum The­ma Kli­ma­schutz zu gewähr­leis­ten. Wei­te­re Mög­lich­kei­ten der Finan­zie­rung, wie auch Steu­er­sen­kun­gen nach Reno­vie­run­gen sind eben­falls vor­ge­se­hen. Eine Bilanz aus 2016 zeigt, dass Port­land auf dem rich­ti­gen Weg ist. Im Durch­schnitt ver­brau­chen die Gebäu­de 14 % weni­ger Ener­gie pro Per­son als noch 1990. Außer­dem ist die Anzahl der instal­lier­ten Solar­an­la­gen von einem Duzend in 2013 auf 4.000 gestie­gen. Ins­ge­samt wur­den bereits 180 Gebäu­de Port­lands von der Lea­der­ship in Ener­gy and Envi­ron­men­tal Design (LEED) als öko­lo­gi­sche Gebäu­de aus­ge­zeich­net. Inwie­weit die 2018 in Kraft tre­ten­de Maß­nah­me der Ener­gie­ver­brauchs­do­ku­men­ta­ti­on eine wei­te­re Ver­bes­se­rung her­vor­ruft, bleibt nun abzu­war­ten. Gene­rell geht Port­land aber in Ame­ri­ka als ein gutes Vor­bild vor­an, um die CO2-Emis­si­on in Groß­städ­ten zu sen­ken, auch wenn es für Bestands­ge­bäu­de noch kei­ne fes­ten Vor­schrif­ten gibt, wie es im baden-würt­tem­ber­gi­schen Wär­me­ge­setz der Fall ist.

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So erreicht Kalifornien seine Klimaschutz-Ziele

Mit dem Cali­for­nia Glo­bal Warm­ing Solu­ti­ons Act hat der ame­ri­ka­ni­sche Bun­des­staat Kali­for­ni­en sei­ne Kli­ma­schutz-Zie­le nie­der­ge­schrie­ben. Eine Bestre­bung ist es, bis 2030 die Ener­gie­ef­fi­zi­enz von Bestands­ge­bäu­den zu ver­dop­peln und dabei öko­lo­gi­sche­res Heiz­ma­te­ri­al ein­zu­set­zen. Staat­li­che Agen­tu­ren wie die Cali­for­nia Public Uti­li­ties Com­mis­si­on (CPUC), das Depart­ment of Com­mu­ni­ty Ser­vices and Deve­lo­p­ment (CSD) und die Cali­for­nia Ener­gy Com­mis­si­on (CEC) sol­len durch Finan­zie­rungs­hil­fen für Eigen­tü­mer und ande­re Maß­nah­men die Ener­gie­ef­fi­zi­enz von Bestands­ge­bäu­den ver­bes­sern. Außer­dem setzt der Bun­des­staat auf Auf­klä­rung. Über ver­schie­de­ne Infor­ma­ti­ons­we­ge soll das Bewusst­sein für Kli­ma­schutz in Kali­for­ni­en erhöht wer­den. Ein Vor­bild für einen nach­hal­ti­gen Ein­satz von Ener­gie ist die Stadt San Fran­cis­co. Auch hier wird ein beson­de­rer Fokus auf die Effi­zi­enz­stei­ge­rung von Bestands­ge­bäu­den gelegt. Eigen­tü­mer klei­ne­rer Wohn­ge­bäu­de kön­nen sich bspw. für das Bonus­pro­gramm Ener­gy Upgrade Cali­for­nia bewer­ben. Hier­für muss erst ein­mal eine Ener­gie-Effi­zi­enz-Prü­fung durch einen aner­kann­ten Ener­gie­be­ra­ter durch­ge­führt wer­den. Die­ses ist ähn­lich dem Sanie­rungs­fahr­plan aus Baden-Würt­tem­berg. Dann müs­sen aller­dings Sanie­rungs­maß­nah­men ein­ge­lei­tet wer­den, wie die Instal­la­ti­on einer Wär­me­pum­pe. Die­se Maß­nah­men wer­den durch das Pro­gramm bereits finan­zi­ell geför­dert. Dann wird von dem beauf­trag­ten Ener­gie­be­ra­ter eine Ener­gie-Prü­fung durch­ge­führt, die die Leis­tung des Hau­ses vor und nach der Sanie­rung ver­gleicht. Erreicht das Gebäu­de eine Stei­ge­rung von min­des­tens 10 % Ener­gie­ef­fi­zi­ent, so wird ein wei­te­rer Bonus an den Eigen­tü­mer aus­ge­zahlt. Damit soll erreicht wer­den, dass Bür­ger, die Inter­es­se an einer Sanie­rung haben, eine kom­plet­te Haus­sa­nie­rung durch­füh­ren, um mög­lichst vie­le Bonus­zah­lun­gen zu erhal­ten, anstatt nur klei­ne inef­fi­zi­en­te­re Umwand­lungs­ar­bei­ten vor­zu­neh­men. Es gibt aller­dings kei­nen Anreiz zur Sanie­rung für den Teil der Bevöl­ke­rung, der nicht über eine Sanie­rung nach­denkt. Mehr zum Cali­for­nia Glo­bal Warm­ing Solu­ti­ons Act … und zum Ener­gy Upgrade California …

Eigen­tü­mer kom­mer­zi­ell genutz­ter Gebäu­de und Mehr­fa­mi­li­en­häu­ser sind dar­über hin­aus dazu ver­pflich­tet, einen jähr­li­chen Nach­weis über die erreich­te Ener­gie­ef­fi­zi­enz zu erbrin­gen. Alle 5 Jah­re müs­sen sie die Gebäu­de einer Ener­gie-Effi­zi­enz-Prü­fung unter­zie­hen. Hier soll das Ener­gie­ein­spar­po­ten­ti­al auf­ge­zeigt wer­den. Auch die­se Prü­fung ist dem­nach mit dem baden-würt­tem­ber­gi­schen Sanie­rungs­fahr­plan zu vergleichen.

Es wird deut­lich, dass durch die Prü­fun­gen, eben­so wie durch die För­der­mög­lich­kei­ten Par­al­le­len zu Baden-Würt­tem­berg und sei­nem EWär­meG fest­zu­stel­len sind. Wie bereits erwähnt, fehlt aller­dings ein Anreiz für Haus­ei­gen­tü­mer, die an kei­ner Sanie­rung inter­es­siert sind. Durch die Ver­pflich­tung in Baden-Würt­tem­berg wird hier Abhil­fe geleistet.

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Das machen unsere europäischen Nachbarn

Auch in eini­gen Städ­ten Euro­pas ist bereits auf­ge­fal­len, wel­ches Poten­ti­al zur Ein­spa­rung von Koh­len­di­oxid hin­ter der Sanie­rung von Bestands­ge­bäu­den steckt. In der ita­lie­ni­schen Regi­on Piet­mond wur­de des­halb in eigens ent­wi­ckel­ten Kli­ma­richt­li­ni­en fest­ge­hal­ten, dass eine Ver­bes­se­rung der Heiz-Situa­ti­on in Bestands­ge­bäu­den von Nöten ist. Beson­de­rer Fokus liegt auf den Gebäu­den, die zwi­schen den 60er und 90er Jah­ren erbaut wur­den. Für eine Opti­mie­rung wird in Erwä­gung gezo­gen, Sanie­run­gen zu ver­pflich­ten, oder Anrei­ze dafür zu schaf­fen. Auch finan­zi­el­le Bonus­mo­del­le für Wohn- und Nicht-Wohn­ge­bäu­de sind ange­dacht. Dar­über hin­aus wird für Wohn­ge­bäu­de über­legt, kos­ten­lo­se Ener­gie-Effi­zi­enz-Prü­fun­gen anzu­bie­ten, mit einer gleich­zei­ti­gen Infor­ma­ti­on dar­über, wie wich­tig die Durch­füh­rung der iden­ti­fi­zier­ten Maß­nah­men ist. Bei all die­sen Punk­ten han­delt es sich zum jet­zi­gen Zeit­punkt aller­dings um rei­ne Über­le­gun­gen und nicht um bereits umge­setz­te Maßnahmen. 

Auch in Spa­ni­en wer­den ers­te viel­ver­spre­chen­de Schrit­te in die­se Rich­tung gemacht. Die Akti­on Cata­lan Stra­tegy for Ener­gy Reno­va­ti­on of Buil­dings 2014 – 2020 der Regi­on Kata­lo­ni­en hat sich bspw. zum Ziel gesetzt, die Emis­si­on von Koh­len­di­oxid von Bestands­ge­bäu­den bis 2020 um 22 % zu ver­rin­gern. Ange­dacht ist hier­für eine Stei­ge­rung des Ein­sat­zes von Erneu­er­ba­ren Ener­gien um 14,4 %.

Um die Bedeu­tung der Sanie­rung weiß auch Thü­rin­gen und setzt hier­für Mit­tel der Euro­päi­schen Uni­on ein. Unter­neh­men kön­nen zum Bei­spiel staat­li­che För­de­run­gen für Ener­gie­be­ra­tun­gen und für die Umset­zung von Ein­spar­maß­nah­men für ihre Räum­lich­kei­ten in Anspruch neh­men. Einen ganz beson­de­ren Stel­len­wert schreibt das Bun­des­land der Kraft-Wär­me-Kopp­lung zur Ein­spa­rung von Wär­me zu.

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Mehr Klimaschutzgesetze – der Weg zur globalen Klimaneutralität?

Wie bereits erwähnt, nimmt Baden-Würt­tem­berg durch das EWär­meG in Deutsch­land eine Son­der­stel­lung in Bezug auf die Wär­me­wen­de ein. Dar­an kön­nen auch die Maß­nah­men Thü­rin­gens nichts ändern. Ins­ge­samt wur­de bei der Recher­che zu die­sem Arti­kel ganz klar deut­lich: Ja, ande­re Städ­te und Staa­ten haben das Poten­ti­al der Ener­gie­ef­fi­zi­enz­stei­ge­rung von Bestands­ge­bäu­den erkannt und ent­wi­ckeln Maß­nah­men, um die­se Ver­bes­se­rung auch durch­zu­set­zen. Die­ses pas­siert aber in den meis­ten Fäl­len, wie auch in Thü­rin­gen, durch Finan­zie­rungs­hil­fen. Ande­re Regio­nen set­zen also auf Auf­klä­rung und auf finan­zi­el­le Bonus­mo­del­le, um Anrei­ze für Sanie­run­gen zu schaf­fen. Teil­wei­se gibt es aller­dings auch gesetz­li­che Ver­pflich­tun­gen, wie die Nach­weis­pflicht der Ener­gie­ef­fi­zi­enz in Port­land. Jeder geht also das Pro­blem der Wär­me­wen­de auf ganz per­sön­li­che Wei­se an, ob für die Bür­ger frei­wil­lig oder ver­pflich­tend. Alles in allem wird aber deut­lich: Glo­bal pas­siert noch viel zu wenig, um die Erde auf ein kli­ma­neu­tra­les Niveau zu brin­gen. Geset­zes­än­de­run­gen und Ver­schär­fun­gen der poli­tisch gesetz­ten Kli­ma­zie­le sind ein Schritt in die rich­ti­ge Rich­tung. Das haben auch schon vie­le Bür­ger erkannt: Als his­to­risch gilt zum Bei­spiel das 2015 gefäll­te Urteil des Land­ge­richts Den Haag. Die­ses beschloss, dass der nie­der­län­di­sche Staat sei­ne Kli­ma­schutz­zie­le anzu­pas­sen habe. Ursprüng­lich woll­te das Land bis 2020 die Treib­haus­gas­emis­si­on um 17 % sen­ken. Dank des Urteils sind es nun 25 %. Die Klä­ger­sei­te, wel­che aus der Bür­ger­be­we­gung Urgen­da und knapp 900 Ein­zel­klä­gern bestand, berief sich auf die nie­der­län­di­sche Ver­fas­sung und deren Ziel, die Bür­ger zu schüt­zen – mit Erfolg.

Dass das Kli­ma eine aktu­el­le Bedro­hung ist, die wirk­lich jeden etwas angeht, weiß auch eine Viel­zahl von Kin­dern und Jugend­li­chen aus Ame­ri­ka. Die Orga­ni­sa­ti­on Our Children’s Trust, geht durch Kla­gen gegen zu gerin­ge Kli­ma­schutz­zie­le vor. In den ame­ri­ka­ni­schen Bun­des­staa­ten Mas­sa­chu­setts und Washing­ton erziel­ten sie bereits ers­te Erfol­ge. So ent­schied die Umwelt­be­hör­de Mas­sa­chu­setts zum Bei­spiel, dass der Staat jähr­li­che Emis­si­ons­gren­zen ein­füh­ren müs­se sowie Regu­lie­run­gen ein­füh­ren sol­le, die den Aus­stoß von Treib­haus­ga­sen betref­fen. Auch über die Gren­zen Ame­ri­kas hin­aus möch­te die Orga­ni­sa­ti­on aktiv wer­den. Sie plant unter ande­rem Kla­gen in Euro­pa, Aus­tra­li­en und Indo­ne­si­en, um für eine glo­ba­le Kli­ma­neu­tra­li­tät zu sor­gen. Inwie­weit sich der Trend zu mehr Kli­ma­schutz­ge­set­zen und stren­ge­ren Kli­ma­schutz­zie­le ent­wi­ckelt, bleibt abzu­war­ten. Her­vor­zu­he­ben ist aber, dass ein Bun­des­land wie Baden-Würt­tem­berg im glo­ba­len Ver­gleich doch sehr viel für den eige­nen Kli­ma­schutz tut.

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Fazit

Das EWär­meG ist nicht nur in Deutsch­land, son­dern auch welt­weit ein­zig­ar­tig! Nicht nur bun­des­weit son­dern auch glo­bal soll­ten sich Poli­ti­ker hier­an ori­en­tie­ren. Auch wenn nicht immer ein Gesetz à la EWär­meG erfor­der­lich ist, so ist es doch wich­tig, die glo­ba­le Kli­ma­neu­tra­li­tät zu fördern.

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